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LN - Artikel

Auszug - Lübecker Nachrichten Sonntag/Montag 12/13.02.2006 - Wirtschaftsteil.

Neue Haut für alte Häuser

Ein warmer Mantel für Gebäude mit

"dünnen" Mauern: Wer seine eigenen

vier Wände modernisiert und

Energieverluste eindämmt,

erhält vom Staat Kredite mit Traumzinsen

VON TORSTEN TEICHMANN

Der Wind peitscht den kalten Regen gegen die Hauswand: An diesem trüben Februartag wird vielen Hausbesitzern gewahr, dass die Fenster nicht mehr dicht und die Wände kalt sind und auf dem Dachboden Zug herrscht. Manfred Rath liebt sein kleines Haus, Baujahr 62, dessen Substanz völlig intakt ist. Doch die hohen Wärmeverluste lassen ihn frösteln, wenn er auf die Heizkosten blickt. Damit soll jetzt Schluss sein. Der 39-Jährige, der das 90 Quadratmeter große Siedlungshaus vor zwei Jahren in Scharbeutz erwarb, möchte die neue staatliche Kredit-Förderung nutzen und sein Haus "energetisch" modernisieren, wie es im Fachjargon heißt.

Während ein neuer schwerer Regenschauer gegen die Fenster prasselt, lässt Rath sein Haus vom Lübecker Gebäude-Energieberater Dennis Graß (26) unter die Lupe nehmen. Graß will vom  Dachboden bis zum Keller erkunden, welche Maßnahmen  sinnvoll sind, um der Energieverschwendung Einhalt zu gebieten.

Auf dem kleinen Spitzboden muss der Energieberater in die Hocke gehen. Dort herrscht Enge, aber auch ziemlich frischer Wind. Die

 alte Dämmung ist zerpflückt, hier und da soll ein Stück Leinen die Zugluft bändigen. Die alte Dämmung, die nicht frei von Schadstoffen ist, muss umweltfreundlich entsorgt und durch Mineralwolle ersetzt werden, notiert der Fachmann

Der zweite wichtige  Sanierungs- schritt: Die Dämmung des Fußbodens im Erdgeschoss. Dennis Graß sieht rasch, was unumgänglich ist in dem schmucken Häuschen, das seit seiner Erbauung noch keine Modernisierung erfahren hat: Vor die Außenfassade muss ein Verbundsystem gesetzt wer den, um   die Wärmeverluste zu minimieren, einige Fenster sind nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Und die alte Heizung hat endgültig ausgedient Die Kosten, die auf Hausbesitzer Rath zukommen, sind im Gutachten lückenlos aufgelistet.

Die Dämmung der Außenfassade kostet 82 Euro pro Quadratmeter, die des Daches 25 Euro und die des Bodens 30 Euro pro Quadratmeter. Der Stückpreis der Fenster

wird bei 300 Euro liegen und die neue Heizung schlägt mit 5 000 Euro zu Buche Rath muss für

die Komplettsanierung 35 000 bis 40 000 Euro locker machen.

Damit liegt er völlig im Rahmen der neuen Kredite, deren Obergrenze bei 50 000 Euro liegt. Ungedämmte Häuser, wie das des Scharbeutzers, von denen es in Deutschland Hunderttausende gibt, verbrauchen pro Jahr und Quadratmeter 200 bis 280 Kilowattstunden Energie. Hausbesitzern, denen es gelingt, die Energieverluste mit neuer Wärmedämmung auf 60 Kilowattstunden pro Quadratmeter zu reduzieren, erhalten diesen Kredit mit einer zweiprozentigen Verzinsung. Wer die Wärmeverluste nachweislich gar auf 40 Kilowattstunden reduzieren kann, braucht nur ein Prozent Zinsen zu zahlen. Laufzeit: 20 Jahre. Seit Anfang Februar gibt es diese Kredite und sie werden erst nach einem ganz genauen Genehmigungsverfahren gewährt (siehe nebenstehenden Bericht).

Gebäude-Energieberater Dennis Graß sieht auf sich und seine Kollegen viel Arbeit zukommen, denn der Beratungsbedarf ist so groß, wie die Energielücke in vielen Häusern. Und das neue Kreditprogramm wird einen Ansturm Sanierungswilliger auslösen.

Davon geht auch Henning Junghans (28) aus. Der Juniorchef der gleichnamigen   alteingesessenen Lübecker Heizungs- und Sanitärfirma und Sprecher des Bundesverbandes" Gebäude Energieberater, Ingenieure,  Handwerker" ist sicher, dass sich die Auftragsbücher in der Branche füllen werden. "Die optimalen Fördermittel werden im Hand- werk einen riesigen Schub geben", ist der junge Meister überzeugt und passt gemeinsam mit seinen elf Mitarbeitern die Urlaubsplanung vor allem im Sommer dem dann erwarteten Kundenansturm an. Auch Junghans rät Modernisierungswilligen Hausbesitzern, sich zu aller erst den Energieberater ins Haus zu holen, "denn die meisten Kunden wissen doch nicht, was sie machen sollen, welche Maßnahmen wirklich notwendig sind

Infos zur Energieberatung gibt es bei Dennis Graß Tel.045l/707 90 48   und Henning Junghans, Telefon: 045l/ 435 23 sowie

beim Verband Norddeutscher Gebäudeenergieberater unter der Internetadresse www.vnge.com. Dort findet man im Internet auch die Liste der Energieberater.

1,4 Milliarden für Haussanierer

 

Die staatliche  KfW-Förderbank star- tet Anfang Februar das Gebäudesanierungsprogramm. Das Programm wird nach der Verabschiedung des Bundeshaushaltes 2006ein Volumen von 1,4 Milliarden Euro haben und wird von der KfW bis dahin mit Restmitteln von 200 Millionen Euro überbrückt. Die Zinssätze für die Kredite, deren Höchstgrenze 50 000 Euro betragen, liegen bei einem, beziehungsweise zwei Prozent.

Kurzfristig erhält kein Hausbesitzer die Kredite. Ein Energieberater ist nicht zwingend erforderlich, um an die staatlichen Gelder zu kommen, aber durchaus  sinnvoll. Hier eine Checkliste.

- Erstgespräch mit einem Energieberater. Danach wird ein Gutachten erstellt, das vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle überprüft wird. Dauer etwa 10 Wochen.

-  Abschlussgespräch mit dem Gutachter, Erläuterung des Gutachtens mit Tipps zur optimalen Förderung.

 - Kreditantrag an KfW schicken.

 Nach der Kreditzusage Aufträge an Handwerksbetriebe vergeben.

-  Nach Abschluss der Sanierungsmaßnahme bestätigt der Energieberater die korrekte Ausführung der Arbeiten.

 

Zwischen dem ersten Gespräch und dem Beginn der Bauarbeiten können 17 bis 20 Wochen liegen.

Nach Berechnungen des Lübecker Architekten und Energieberaters Frank Dehnhard summiert sich die Einsparung durch den KfW-Kredit im Vergleich

zur herkömmlichen Finanzierung (4 Prozent) bei einem Betrag von 50 000 Euro in zehn Jahren auf 15 000 Euro. Hinzu kommen die wesentlich geringeren Energiekosten. Sie sinken nach der Modernisierung um etwa zwei Drittel.  TT